Beckenendlage (BEL) – Wenn sich das Kind nicht dreht

BEL (Beckenendlage) - Schwangerschaft, Geburt etc.

Bei der Beckenendlage handelt es sich um einen Begriff aus der Geburtsmedizin, mit dem eine nicht normgerechte Kindslage beschrieben wird. Dabei liegt das ungeborene Kind nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Beckenende nach unten in der Gebärmutter. Je nach Haltung der Beine wird in eine reine Beckenendlage (beide Beine sind hochgeschlagen), in eine komplette Steiß-Fuß-Lage (beide Beine sind angehockt) und in gemischte Formen (z. B. Fußlagen, Knielagen, nur ein Bein hochgeschlagen) unterschieden.

Ursachen einer Beckenendlage?

Zum errechneten Geburtstermin liegen etwa 3 bis 5 Prozent aller Kinder in Beckenendlage, etwa in der 21. bis 24. Woche der Schwangerschaft liegt die Häufigkeit noch bei etwa einem Drittel. Die meisten Babys jedoch nutzen den noch vorhandenen Spielraum im Fruchtwasser um sich rechtzeitig in die ideale Geburtsposition einzudrehen. Warum es bei den Übrigen zu einer Beckenendlage kommt, ist bei etwa der Hälfte aller Fälle nicht bekannt.

Folgende Gründe können eine Beckenendlage jedoch begünstigen:

  • Beckenform der Mutter
  • Gebärmutterfehlbildungen oder –tumore
  • Plazenta praevia (Vorliegen der Plazenta vor dem Muttermund) bzw. ungünstige Lage der Plazenta
  • Schwangerschaft mit Mehrlingen
  • Frühgeburt
  • Probleme mit der Nabelschnur
  • fehlende Körperspannung beim Kind
  • zu viel oder auch zu wenig Fruchtwasser
  • Kopfform des Kindes
  • Wendung des Kindes

 

Von der Beckenendlage in die Schädellage

Die meisten Kinder drehen sich, wie erwähnt, etwa bis zur 34. Schwangerschaftswoche von ganz allein in die Schädellage. Befindet sich das ungeborene Kind auch nach der 35. Woche noch in Beckenendlage, kann eine Wendung versucht werden.

Dies mit einfachen Methoden auch für die werdende Mutter selbst umsetzbar:

  • Indische Brücke
  • Moxen
  • Taschenlampen-Methode
  • Glöckchenmethode

Wird durch die vorgenannten „sanften“ Versuche keine Wendung erreicht, dann kann auch in der Klinik eine äußere Wendung durchgeführt werden. In der Regel erfolgt dies etwa bei Schwangerschaftswoche 37+0. Die äußere Wendung wird nicht vor der 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt, da durch sie Wehen ausgelöst werden können und das Kind somit eine Frühgeburt wäre.

Die Beckenendlagengeburt – ein hoher Kraftakt

Längst ist es ein Irrglaube, dass ein Kind in Beckenendlage nur per Kaiserschnitt entbunden werden kann. Die Geburt selbst ist für das Kind und natürlich auch die Mutter aber mit deutlich mehr Anstrengung verbunden und dauert oft auch länger.

Bei der Geburt aus Beckenendlage muss sich das Kind mit seinem Steiß genauso in den Geburtskanal bewegen und auch drehen, wie es bei einer Schädellage der Fall wäre. Da der Kopf die gleichen Drehbewegungen wie der Körper machen muss, wenden Hebammen oder Ärzte bestimmte Handgriffe zum Drehen und Hochheben des Kindes an. So wird dem Kind der Weg durch das Becken erleichtert. Die werdende Mutter muss hier mit dem Klinikpersonal Hand in Hand arbeiten, für sie ist gerade die letzte Phase der Geburt mit großer Kraftanstrengung verbunden.

Für weniger Schmerzen und somit mehr Entspannung empfiehlt sich bei einer Beckenendlagengeburt immer eine PDA (Periduralanästhesie). Ein Dammschnitt ist ebenfalls meist unvermeidbar.

Risiken einer Geburt aus Beckenendlage

Arzt untersucht Bauch einer schwangeren Frau Anders als der Kopf, dehnt der Po des Kindes den Geburtskanal nicht so stark. Die Folge können Wehenschwäche und Geburtsverzögerungen sein. Ein Wehentropf ist dann das Mittel der Wahl.
Verzögerungen bei der Geburt des Kopfes können zu einem Abklemmen der Nabelschnur und dadurch zu einer kurzzeitigen Mangelversorgung mit Sauerstoff führen. Deshalb wird bei einer Beckenendlagengeburt immer eine rasche Geburt des Kopfes direkt nach dem Rumpf angestrebt.

Wann wird ein Kaiserschnitt empfohlen?

Auch wenn ein Kind grundsätzlich auch aus Beckenendlage spontan geboren werden kann, gibt es einige Faktoren, bei denen eine Entbindung per Kaiserschnitt sinnvoller ist.

Diese sind:

  • ein geschätztes Geburtsgewicht über 4.000 Gramm
  • Fußlage des Kindes
  • vorausgegangener Kaiserschnitt oder andere Operationen an der Gebärmutter
  • wenig Fruchtwasser (Hinweis auf Plazentainsuffizienz)
  • bestimmte Schwangerschaftserkrankungen (z. B. Diabetes, Präeklampsie)
  • Wachstumsstörungen des Kindes
  • Kopf des Kindes ist deutlich größer als der Bauch
  • Missverhältnis zwischen mütterlichem Becken und kindlichem Kopf
  • Vorfall der Nabelschnur nach Blasensprung (Risiko der Mangelversorgung des Kindes)

Der Kaiserschnitt wird sehr oft vor allem aufgrund der Sorge eines Sauerstoffmangels beim Kind durchgeführt. Entscheidend für die Wahl einer spontanen Geburt ist deshalb auch die Erfahrung und das Können der Geburtshelfer einer Klinik.

Spontane Entbindung noch nicht in jeder Klinik möglich

Eine spontane Geburt aus Beckenendlage sollte nur unter Begleitung von qualifizierten und erfahrenen Geburtshelfern erfolgen. Es gibt einige Geburtskliniken, die sich auf vaginale Entbindungen bei Beckenendlage spezialisiert haben. In diesem Fall ist eine vaginale Entbindung in der Regel genauso sicher, wie eine Entbindung bei Schädellage.

Was sagt ihr dazu?

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